Focusing ist achtsames Hineinspüren in den Körper
„Focusing lässt Sie auf das Flüstern des Körpers lauschen, bevor er anfangen muss zu schreien.“ (Ann Weiser Cornell)
Focusing
– oder weil mich der Dialog mit meinem Körper wachsen lässt –
Was ist Focusing?
Focusing ist…
eine Haltung:
Was in mir, in meinem Körper, da ist zu bestimmten Situationen – das kann mir etwas „sagen“… wenn ich richtig hinhöre. Alles darf sein, alles ist im „Fluss“ und kann sich verändern, wenn ich es geschehen lasse…
etwas ganz Natürliches:
Jeder Mensch macht es manchmal. Jeder Mensch kann es oder konnte es mal. Im Körper gibt es eine Resonanz zu jedem meiner Themen, zu jeder Situation aus meiner Vergangenheit und im Hier und Jetzt. “Ein komisches Bauchgefühl”, “mir läuft die Galle über” oder eine “Laus über die Leber”, so zum Beispiel beschreibt man das dann. Nichts Besonders, oder? Das kennt jeder. Das für uns oft Ungewohnte und Neue ist die Hinwendung zu diesem Erleben. Und genau daraus entstehen die nächsten Schritte…. Und das Beste: Das kann man wieder lernen. Für den Alltag, für den Sonntag, für große und für kleine Themen.
eine Methode:
Eine Methode, die man lernen kann…
Eine „Selbsthilfetechnik“, mit der Persönlichkeitsentwicklung, Selbstfindung, und Wachstum geschehen kann. Auch Heilung. Im Fluss mit dem Leben… und mit all seinen Facetten.
Eine Form der Psychotherapie:
Sie ist entstanden aus Forschungen zur Gesprächspsychotherapie. Lesen Sie hierzu weiter unten (Wie entstand Focusing?).
Eine Brücke:
zwischen kognitivem und körperlichem Erleben. Wir Menschen sind nie nur kognitiv unterwegs. Meist versuchen wir, Situationen oder Probleme mit dem Kopf einzuordnen (was durchaus auch sinnvoll ist). Doch übersehen wir dabei oft die andere Möglichkeit, diese zu entschlüsseln: Die körperliche Resonanz bietet noch mal einen weiteren, ganz anderen und wichtigen Zugang. Diesen wollen wir wie einen Partner an unserer Seite haben…
Wie entstand Focusing?
Focusing geht auf den Philosophen, Psychologen und Psychotherapeuten Eugene Gendlin zurück.
In den 1960er Jahren forschte Professor Gendlin zusammen mit Carl Rogers (Begründer der Gesprächstherapie und Mitbegründer der Humanistischen Psychologie) an der Universität Chicago zu Rogers „klientenzentrierten Gesprächstherapie“. Die Fragestellung lautete: „Warum hilft Psychotherapie manchen – und manchen nicht?“. Dazu wertete Gendlins Studiengruppe hunderte Tonband- und Filmaufnahmen von Therapiesitzungen aus.
Spannend war das Ergebnis: Es schien weder vom Therapeuten an sich noch von der Therapiemethode abhängig zu sein, welche Therapie erfolgreich verlief, sondern vielmehr von der persönlichen Herangehensweise der Patienten.
Was war denn nun das „Erfolgsrezept“?
Von einem sowohl von Patienten als auch Therapeuten überprüfbaren Therapieerfolg konnte anscheinend dann die Rede sein, wenn die Klienten auch ihr körperliches Erleben mit in die Sitzung einbezogen. Sie gingen ihre Themen nicht nur kognitiv und rational an, sondern kamen immer wieder auch mal ins Stocken und suchten nach Worten. Typische Sätze waren z.B. „… irgendwie komisch…“, „… ich weiß nicht so genau“… oder „fühlt sich an wie so … (z.B. ein Druck)“. So eine Wahrnehmung bezeichnet Gene Gendlin als „Felt Sense“.
“Dort, wo die Sprache anfängt, wohnen wir wirklich.” (Gene Gendlin, Gründer des Focusing).
Umgangssprachlich gesagt: Die Klienten/Klientinnen haben nicht verlernt, auf ihre „innere Weisheit“ zu hören. Ganz natürlich gibt es – und dies ist mittlerweile durch die Hirnforschung bewiesen – neben dem Kopf- auch ein Körperwissen.
Wenn sich die Klienten diesem Vagen und Unklaren zuwandten, kamen dazu Worte, Bilder, Gesten oder Emotionen – und mit diesen eine gefühlte Stimmigkeit, sozusagen ein „Aha-Moment“. Dies nennt man im Focusing einen „Felt Shift“.
Mit der Entwicklung der Methode „Focusing“ machte Gene Gendlin diesen Prozess allen Menschen zugänglich.
Wie „geht“ Focusing?
Angelehnt an viele, viele Beobachtungen hat Gene Gendlin sechs Schritte heraus gearbeitet, an welchen ich mich orientieren kann.
Zuerst schaffe ich mir Freiraum. Sowohl äußerlichen (z.B. kein Telefon, Ruhe, eingeplante Zeit) als auch inneren: Die tausend Dinge, die mir noch im Kopf herum schwirren, stelle ich für diese „Freiraum“-Zeit erst mal zur Seite bzw. in einen guten Abstand. Nun ist Freiraum da, ich kann durchatmen.
Dann spüre ich neugierig und achtsam in mich, in meinen „inneren Körper“ hinein.
Was sich dort, leise und anfangs oft unklar und verschwommen, auftut – dabei verweile ich erst mal. Ich nehme wahr und begrüße es.
Ich versuche, es zu beschreiben (in Worten, Bildern, Gesten) und
lerne, in diese Mitte hilfreiche Fragen zu geben.
Kreative Lösungen und Wachstumsschritte entstehen.
Zumindest für den Anfang ist es meist hilfreich, ein erfahrenes Gegenüber zu haben, das mich durch diesen Prozess begleitet.
Was bewirkt Focusing?
Lerne mit Focusing
- wieder kreativer zu denken und zu handeln
- wieder auf deine „innere Weisheit“ zu hören, deinen „inneren Kompass“ zu lesen sowie deinen eigenen Wahrnehmungen, deiner eigenen Person neu zu vertrauen
- freier und unabhängiger sowohl von äußeren Autoritäten als auch von fest zementieren inneren Glaubenssystemen zu werden
- innere und äußere Wachstumsschritte „einzuläuten“ und zu begehen
- Entscheidungen mit „Kopf, Herz und Bauch“ zu treffen und dabei zu spüren, dass sie genau jetzt und für dich richtig und passend sind
- (wieder) achtsamer und wertschätzender mit dir und anderen umzugehen
- eigene Schritte für dein persönliches Wachstum aus dir selbst heraus entstehen zu lassen.
Kurz: Focusing verhilft uns zu mehr innerer Klarheit
Wichtig beim Focusing:
Deine Unabhängigkeit und Selbstbestimmung haben höchste Priorität.
„Focusing weist uns den Weg zu etwas Neuem −
zu einer Quelle des Erlebens in unserem Inneren,
die wir mit unserem Körper wahrnehmen können
und die zu einem verlässlichen Führer in unserem Leben werden kann.”
(Dobrina Frank)
Focusing
wie es Kursteilnehmer beschrieben haben
Prof. Susanne Krüger
Bibliothekspädagogik
Reto Schmidli
Herz-Yoga-Lehrer, Focusing-Trainer und Kampfkunst (PFS)
„Focusing ist für mich,
mit all dem, was sich zeigt,
freundlich und neugierig zu bleiben
und Vertrauen in das eigene innere Erleben haben zu dürfen.“
Nadja Huber
„Mit Focusing komme ich einfach, leicht, fast spielerisch zu dem, was richtig und stimmig für mich ist –
und es verändert sich etwas in mir in die richtige Richtung, ohne dass ich hart dafür arbeiten muss.“